THEMA: Urlaubseindrücke — Probleme und Sorgen der Bürger aus den neuen Bundesländern [September 2014]

Eine Reise durch die neuen Bundesländer war für mich der Anlass, mich über bestimmte politische Themen mit Freunden und Bekannten aus diesen Ländern zu unterhalten. Ich musste feststellen, dass die Probleme dieser Bürger und die von der großen Politik uns vorgegebenen Themen sehr konträr sind.

Ich durfte zum Beispiel eine neu gegründete, evangelische Privatschule besuchen und besichtigen und war überrascht, dass diese Bürger mit hohem Eigenengagement beteiligt sind und ebenso bereit sind, dort finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Auf die Frage, warum sie dies gemacht haben, kam die Antwort, dass sie mit dem staatlichen Schulsystem nicht mehr einverstanden seien. Ihnen war der Ausländeranteil zu hoch und die Klassendichte zu groß.

Wir in Bayern diskutieren nach wie vor immer noch: "G8/G9 - was sollen wir tun?". Wir haben jedoch in Deutschland nicht das Problem "G8/G9", sondern das Problem, Leistungsbereitschaft und Qualität des Ausbildung nach vorne zu stellen. Es darf nicht sein, dass nur noch geltende Abschlüsse wichtig sind, sondern es muss auch klar sein, dass dieser Abschluss einen Wert beinhaltet. Mit Können und Fachkompetenz.

Es kann auch nicht das Problem sein, dass wir in Deutschland uns vorhalten, im Vergleich zur EU zu wenig Akademiker zu haben. Wenn ich sehe, dass andere Länder trotz hoher Schulabschlüsse wirtschaftlich große Probleme haben, stellt sich umgekehrt die Frage: Sind hohe Schulabschlüsse in bestimmter Menge für die Wirtschaft schädlich? Entscheidend ist bei den Schulabschlüssen nicht die Menge, sondern die Qualität.

Rückblickend auf die deutsche Wirtschaft stellen wir fest, dass wir in den letzten 30 Jahren doch eine erhebliche Zunahme der Hochschulabschlüsse haben. Im gleichen Zug stelle ich aber auch fest, dass in vielen wirtschaftlichen Bereichen unser Vorsprung gegenüner anderen Ländern in Technik und Qualität nicht gehalten werden kann. Unser Mangel an hoch qualifiziertem Personal, das mit der Green-Card ins Land gelockt werden soll, stellt ein Problem der Industrie dar. Aber nicht, weil es die Leute nicht gäbe, sondern weil diese Leute nicht ausreichend entlohnt werden. Das gleiche gilt auch für Handwerksleistungen und diesen Arbeitsbereich. Es muss auch Arbeitsleistung entsprechend der Qualifikation entlohnt werden. Wir haben im Handwerk das Problem, dass ein Handwerksmeister mindestens drei Stunden arbeiten muss, um sich eine Stunde eines Facharbeiters leisten zu können. Und ich glaube nicht, dass es am überzogenen Gewinn des Unternehmens liegt, sondern, dass entscheidend andere Parameter zu einem Ungleichgewicht führen.

Desgleichen finde ich schlecht, wenn wir in Deutschland eine Diskussion über Mindestlohn führen müssen. Dies ist für ein Land mit unserem Sozialstand unwürdig. Ein Mensch, der täglich acht Stunden arbeitet, muss am Ende des Monats so viel Geld verdient haben, dass er eine Familie mit Kindern ohne Zuschüsse von Sozialämtern oder anderen Institutionen ernähren kann. Hier ist natürlich auch zu überlegen, ob es zu einem Ungleichgewicht führt, dass Manager großer Unternehmen, in denen sie nur Angestellte sind, Gehälter erhalten, die unrealistisch und überzogen sind. Hier wäre vielleicht eine Kopplung des Gehaltes eines Vorstandes/Geschäftsführers einer großen Firma an das Gehalt der Reinigungskraft nötig und es mit dem Faktor „x“ zu multiplizieren. Damit würde bei der Anhebung eines Geschäftsführergehaltes auch die untere Lohngruppe im Betrieb davon profitieren, wenn diese Differenz immer in gleicher Größe wäre. Natürlich müssen solche Überlegungen ohne den in Deutschland verbreiteten Neidfaktor entstehen. In einer hier anstehenden Diskussion muss natürlich klar gestellt werden, dass Leistung honoriert wird - Nicht-Leistung kann nicht gefördert werden. Aber für ein Versagen einer Führungskraft kann es nicht noch einen goldenen Handschlag geben. Der kleine Mitarbeiter verliert seinen Arbeitsplatz bei schlechter Arbeit oder Fehlentscheidung.

Mit diesem Thema möchte ich nur eine Diskussion anstoßen, die auf einer breiteren Ebene in Deutschland diskutiert und entschieden werden sollte.