THEMA: Kinderkrippen [Juni 2008]

Ein nicht weniger wichtiges Thema wie die Rolle der Eltern in der Familienpolitik ist die Notwendigkeit, Verbreitung und Entstehung von Kinderkrippen.

In einem historisch bisher nahezu unbekannten Ausmaß verzichten Bürger/innen der Bundesrepublik Deutschland auf Kinder. Es ist nicht zu bestreiten, dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau einer Frau und der Kinderlosigkeit besteht. Viele junge Paare entscheiden sich gegen Kinder, weil Familie und Beruf sich selten und nur sehr schwer in Einklang bringen lassen. Frauen scheinen immer weniger bereit zu sein wegen eines Kindes drei Jahre aus der Arbeitswelt auszuscheiden, da kaum Alternativen für die Kinderbetreuung für Unter-Dreijährige vorhanden sind. Zumal sind drei Jahre äußerst gering bemessen, wenn man davon ausgeht, dass viele Betreuungsangebote für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter hinsichtlich ihrer Öffnungszeiten nicht den Bedürfnissen erwerbstätiger Frauen (in anspruchsvollen Berufen) entsprechen und dass Paare in der Regel zwei oder mehr Kinder haben wollen.

In der Vergangenheit stand man dem Thema Kinderbetreuung in Kinderkrippen in West-Deutschland überwiegend kritisch gegenüber. Man war der Überzeugung, dass Kinder in diesem Alter die Bindung an eine Bindungsperson brauchen. Demgegenüber hat sich die Debatte in der Öffentlichkeit in den vergangenen 20 Jahren verschoben. Letztes Jahr formulierte nach Bündnis 90/Die Grünen, der Linkspartei, der FDP und den Sozialdemokraten auch die CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen und mit ihr die CDU-Parteispitze unter Bundeskanzlerin Angela Merkel die Forderung nach Ausbau von Kinderkrippenangeboten. Von der Leyens Pläne, die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren bis 2013 zu verdreifachen, trafen zunächst auf Widerstand innerhalb der Koalition. Am 5. September 2007 beschloss das Bundeskabinett die Förderung des geforderten Ausbaus der Krippenplätze für ein- bis dreijährige Kinder bis 2013 und die Einführung eines für 2008 geplanten Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ab dem zweiten Lebensjahr.

Die Pläne von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zum Ausbau der Krippenbetreuung aus öffentlichen Mitteln hat zu einer heftigen Debatte um die Verteilung von Steuergeldern zwischen Kinderlosen, alleinverdienenden und doppelt berufstätigen Eltern geführt. Unter dem Gesichtspunkt der Wahlfreiheit werden mehrere Modelle oder deren Mischformen diskutiert, so etwa der Ausbau von Krippenplätzen, die Förderung von Tagesmüttern oder Betriebskinderkrippen, die Einführung von Betreuungsgutscheinen oder von Direktzahlungen.

Man darf nicht außer Acht lassen, dass eine alleinige Förderung der Infrastruktur in Form von Krippenplätzen Eltern, die ihre Kinder selbst oder anders betreuen wollen, benachteiligt. Außerdem sollten staatlich subventionierte Kinderbetreuungsplätze vor allem von finanziell schlechter situierten Familien oder von alleinerziehenden Elternteilen in Anspruch genommen werden dürfen. Berufstätige Paare sollten einen höheren Anteil an der Finanzierung dieser Plätze tragen, um soziale Ungerechtigkeit zu vermeiden.

Nachtrag [August 2018]: Im Wahlprogramm der FREIEN WÄHLER für die Landtagswahl 2018 findet sich die Forderung nach der Entlastung der Familien und kostenfreien KiTas in Bayern. Grund genug für die FREIEN WÄHLER, nicht nur die Forderung im Programm stehen zu lassen, sondern gleich auf die Straße zu gehen und eine Unterschriftensammlung zu starten.